Vor Kurzem habe ich die Romanbiografie Die ganze Welt ist eine große Geschichte und wir spielen darin mit über Michael Endes Leben gelesen. Deshalb musste ich mir anschließend unbedingt seinen Debütroman zu Gemüte führen, mit dem er als Schriftsteller bekannt wurde. Zu Gemüte führen ist in diesem Zusammenhang übrigens ein absolut treffender Ausdruck! Denn dieses zu Herzen gehende Kinderbuch ist spannend, humorvoll und voller liebenswerter Figuren.

Aus irgendeinem unerklärlichen Grund war dieser Kinderbuchklassiker bisher an mir vorbeigegangen. Dabei ist das Buch bereits zwei Jahre vor meiner Geburt erschienen. Zwar habe ich als Kind die Augsburger Puppenkiste sehen dürfen, aber an diese allseits bekannte Geschichte konnte ich mich nicht erinnern. Nur das berühmte Lied daraus "Eine Insel mit zwei Bergen und dem tiefen weiten Meer ..."  (siehe Ende des Artikels) war mir noch geläufig. 

Da man Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer nicht besser zusammenfassen kann als die Augsburger Puppenkiste in diesem Video, überlasse ich dieser das gerne. Viel Spaß beim Anschauen und Erinnern!

Wie das Buch vom Omnibus-Verlag (Ausgabe 1995) in unseren Bücherschrank gelangt ist, weiß ich partout nicht. Schätzungsweise war es ein Geburtstagsgeschenk für eines unserer Kinder. Doch im Gegensatz zu Momo habe ich ihnen Jim Knopf ... nicht vorgelesen. Welch Sünde!

Daher werde ich es später an meinem Enkelsohn wieder gutmachen, das habe ich mir feierlich geschworen. Denn schon nach dem ersten Kapitel war ich begeistert von dieser zauberhaften Geschichte. Dazu die entzückenden Zeichnungen, wie sie früher in den 60er Jahren üblich waren - zu und zu schön.

In  Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer ist alles drin, was Kinder- und Erwachsenenseelen brauchen: Abenteuerliche Erlebniswelten, magische Momente, Herzenswärme und Humor. Vor allem so viel Menschlichkeit!

Geradezu unfassbar, dass der Autor dafür aus den eigenen Reihen verlacht wurde. Er bekam anfangs viel Häme zu spüren für die Tatsache, dass er "bloß" ein Kinderbuch geschrieben hatte. Von den Kreisen, in denen er verkehrte, wurde er als Schriftsteller nicht ernst genommen. Obendrein waren die offiziellen Kritiken demütigend bis vernichtend.

Erst als Michael Ende für Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer den Deutschen Jugendliteraturpreis erhielt, bekam sein Erstling Zugang zu den Buchhandlungen; der Preis öffnete ihm die Türen. Der Rest ist Geschichte.

Und was lernen wir wieder einmal daraus? Nicht das Feuilleton oder namhafte Literaturkritiker entscheiden darüber, welches Buch lesenswert ist, sondern die Leser selbst.

Und hier für alle Lummerland-Fans das berühmte Lied aus der Augsburger Puppenkiste in einer Langversion: Viel Freude!

Na? Sind Ihnen Kindheitserinnerungen gekommen? - Schön, oder? :)

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