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Volker Weidermann: Das Duell

Die Geschichte einer literarischen Feind-Freundschaft

Was ich gerade lese: "Das Duell" von Volker Weidermann - Die Geschichte von Günter Grass und Marcel Reich-Ranicki

Das Duell

Dieses Buch habe ich von einer Freundin "geerbt", die ihre Bibliothek hat auflösen müssen. Ich selbst hätte es mir bestimmt nicht gekauft, denn weder mit Günter Grass noch mit dem Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki hatte ich je viel am Hut.

Aber diese Geschichte einer "Feind-Freundschaft" fand ich absolut faszinierend.

 

Grandios rollt Volker Weidermann die außergewöhnliche Bindung der beiden auf, beginnend mit deren Biografien, die unterschiedlicher – und damit brisanter! – nicht sein könnten.

Der eine - Marcel Reich-Ranicki - ein 1920 in Polen geborener Jude, der das Warschauer Ghetto überlebte und später für den polnischen Geheimdienst tätig war, bevor er nach dem Krieg nach Deutschland emigrierte und zu dem größten Literaturkritiker aller Zeiten wurde.

Der andere – Günter Grass – 1927 in Danzig geboren, meldet sich als 16-Jähriger bei der Waffen-SS, feiert mit Die Blechtrommel seinen literarischen Durchbruch, schreibt für Willi Brandt Reden und ist überzeugter Sozialdemokrat.

 

Was beide Erzfeinde vereint?

Die Leidenschaft zur Literatur sowie ihr Schweigen über ihre politische Vergangenheit in jungen Jahren.

 

Der Autor verschafft dem Leser intensive Einblicke in diese eigenartige Feind-Freundschaft, denn Reich-Ranicki schreibt in schönster Regelmäßigkeit brutale Verrisse der Grass’schen Romane. Einzig Im Krebsgang, eines von Grass‘ letzten Werken, lässt er durchgehen und schreibt eine Lobeshymne – als Wiedergutmachung für die vielen Verletzungen und zugefügten Wunden?

 

Es ist eine dramatische Literaturehe, in denen die Fetzen fliegen. Doch die vielen negativen Rezensionen und Buchbesprechungen im Literarischen Quartett können Grass nichts anhaben. Er steigt zum bedeutendsten Nachkriegsautor Deutschlands auf.

 

Die Literaturkreise, in denen sich beide bewegen, enthalten bekannte Namen aus Feuilleton und Schriftstellerverbänden. Denn: Ohne die richtigen Kontakte wird man nichts im Literaturbetrieb.

Beide Größen haben nach dem Krieg bei Null angefangen, aber sind durch die richtigen Türen gegangen, haben die richtigen Leute kennengelernt und mithilfe dieser Vernetzung ihre Karriere aufgebaut – natürlich auch mit viel Ehrgeiz und Fleiß.

 

Wie gut, dass ich noch die Autobiografie von Marcel Reich-Ranicki liegen hatte. Vielleicht hätte ich sie gar nicht gelesen, aber nun war ich äußerst interessiert. Dazu demnächst mehr.

 

Außerdem habe ich mir anschließend Die Blechtrommel, Das Treffen in Telgte und Im Krebsgang aus dem Regal gezogen, genau die Werke von Grass, die in dem „Duell“ als besonders bedeutsam hervorgehoben wurden.

Ich werde sehen. Und berichten!


Und wie stehen Sie zu den beiden?

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