Blogparade Sommer 2024: zeige deinen Schreibtisch!
Dies ist eine Premiere!!!
Seit 3 Jahren verfolge ich nun schon den Blog von Judith Peters (Blog-Expertin) und lese regelmäßig ihre Newsletter.
Seit 3 Jahren versuche ich an einer ihrer Blog-Aktionen teilzunehmen (obwohl ich meinen Blog erst Anfang 2023 ins Leben gerufen habe, so lange hat die Vorlaufzeit gedauert!)
Und richtig, es ist bereits das 3. Jahr, dass ich vor der Frage stehe: Soll ich, oder soll ich nicht an der diesjährigen Sommer-Blogparade teilnehmen? Die Idee ist großartig, die Argumente unschlagbar!
ABER ...
Ja, was ABER? Was hat mich bisher davon abgehalten?
Zunächst einmal die üblichen Ausreden: keine Zeit, keine Energie, keine Lust.
Aber auch die Themenauswahl. Obwohl die Auswahl an unterschiedlichen Themen sehr groß ist. Da müsste eigentlich für jeden etwas dabei sein.
Bestimmt. Nur nicht für mich.
Warum? Weil 95% der Themen irgendwie frauenspezifisch sind: so von der Art achtsame lifestyle-verwirkliche-dich-selbst-psycho-coaching-Themen. Sorry, ladies! Aber das reizt mich so gar nicht.
Doch diesmal - ich konnte es kaum glauben - haben mich gleich zwei Themen auf einmal angesprochen.
Das eine ist ein sehr komplexes Thema, an dem ich ohnehin gerade dran bin. Doch ob ich den Beitrag dazu bis zum 1. September fertig bekäme, hm ... kann ich mir nur schwer vorstellen.
Also fange ich mit dem anderen Thema an, das ich total witzig finde: Zeige deinen Schreibtisch!
Von der Organisationsmentorin für kreative Chaotinnen, so beschreibt sich Alexandra Bohlmann auf ihrer Website selbst. Allein das überzeugt mich, endlich einmal mitzumachen. Es klingt nach zwanglosem Spaß für zwischendurch.
Den kann ich gerade gut gebrauchen, denn ich stecke in einem Kreativ-Stau. Das bedeutet, dass ich - bedingt durch meine lange Zwangspause - zu viele Ideen auf einmal umsetzen möchte, sodass ich nicht weiß, womit beginnen. Die Folge: Ich tue gar nichts. Naja, so gut wie nichts im Vergleich zu sonst. So langsam ist das ziemlich unbefriedigend.
Vielleicht komme ich mit der Blogparade endlich ins Machen! Vielleicht ist genau das der Schubs, den ich brauche!
Oder aber ich mache mir nur etwas vor und nutze es in Wahrheit als Mittel zum weiteren Prokrastinieren. :D
Wir werden sehen ...
Zeige deinen Schreibtisch!
Aber gerne doch! Denn so aufgeräumt wie jetzt war er seit Jahren nicht mehr. Das liegt daran, dass ich die Überarbeitung meiner 7-bändigen mystischen Familiensaga längst beendet habe. Das reichliche Recherchematerial aus fast zwanzig Schreibjahren ist seit der Neuveröffentlichung 2021/22 in Archivboxen gelandet oder steht fein säuberlich im Bücherregal.
Allerdings lag von da an alles voller Blöcke und Notizzettel - Ideen fürs Marketing, Social Media und meinen letztes Jahr ins Leben gerufenen Blog; sowie Aufzeichnungen über die viktorianische Sprache (Redewendungen, Modewörter usw.), da ich an der Übersetzung von Band 1 der Nicolae-Saga saß/sitze.
Dieses Jahr kam ein privates Projekt - mein Herzensprojekt - hinzu: die Lebenserinnerungen meines 100-jährigen Vaters. Da stapelten sich Fotoalben auf meinem Schreibtisch sowie Aufzeichnungen, Schriftstücke und Zeugnisse von damals.
Pünktlich zu seinem Geburtstag im Juni konnte ich meinem Vater sein Leben als illustriertes Buch überreichen. Damit ist das Projekt abgeschlossen und der Schreibtisch wieder frei.
Danach gab es bis heute eine Kreativpause. Und eine solche läute ich immer mit dem Aufräumen meines Schreibtisches ein.
Darauf zu sehen sind jetzt nur noch Dinge, die auf Umsetzung warten, mich inspirieren oder schöne Erinnerungen wachrufen.
Ach ja: Den typischen Lieblingsbecher oder eine sich auf der Tischplatte räkelnde Katze gibt es hier nicht zu sehen. Ersteres habe ich zwar, aber der gehört auf das Tischchen neben meinem Lesesessel. Und mit Letzterem kann ich nicht dienen.
Der letzte Band der Nicolae-Saga
An Band 7 der Nicolae-Saga hängt mein Herz besonders.
Ein langes Schreibabenteuer ist darin zu Ende gegangen. Einige noch offene Fäden musste ich verweben und gleichzeitig einen neuen Spannungsbogen aufbauen. Ein rundes Ende mit Überraschungseffekt, das der Fantasie des Lesers genügend Spielraum lässt - das war mein Ziel.
Wie habe ich mich gefreut, als ich es 2019 tatsächlich erreichte. Ich konnte meine Romanfamilie getrost in die Öffentlichkeit entlassen. In meinem Herzen bleibt sie ohnehin wohnen.
Natürlich habe ich aus den vorherigen Bänden 1 bis 6 - die während der Arbeiten zur Neuveröffentlichung 2021/2022 alle aufgereiht auf meinem Schreibtisch standen - schon häufiger gelesen. Aus dem letzten aber noch gar nicht! Das möchte ich unbedingt nachholen. Denn gerade dieser Band fasst wunderbar die Romanreihe um Nicolae zusammen, bietet viel Stoff zum Thema Familienkonflikte und schlägt zudem einen Bogen von der viktorianischen Epoche in die Gegenwart und sogar Zukunft. Band 7 steht also deshalb dort, weil ich damit unbedingt noch etwas anstellen möchte.
Meine Lieblingsuntersetzer
Die beiden Untersetzer habe ich von einer Freundin geschenkt bekommen. Man bekommt sie bei Pimpernel, einer britischen Firma, die seit 1933 - oder 1945, da ist sich das Internet nicht einig - hochwertige Tischsets und Untersetzer (Coasters) im typisch englischen Stil anbietet.
Die Motive stammen von Hannah Dale, der Schöpferin des Wrendale-Designs, das man auch auf Kissen, Keksdosen, Tabletts, Postkarten, Einkaufstaschen und vieles mehr findet. Die Künstlerin lebt auf dem Lande in Lincolnshire (East Midlands), wo die Natur sie zu den entzückenden Motiven inspiriert. Ich finde sie zum Verlieben und very british.
An der Wand über meinem Schreibtisch hängt außerdem ein Hannah-Dale-Kalender. Den habe ich von einer anderen Freundin bekommen. Die beiden wissen halt, auf was ich stehe. Denn als junge Frau wäre England fast meine Wahlheimat geworden. Nicht umsonst ist der Handlungsort der Nicolae-Saga neben Rumänien immer wieder auch England. Dort beginnt und endet alles.
Zwischen den Welten - Die Musik zum Buch
Ich habe das unglaubliche Glück, dass mein Sohn Maximilian J. Zemke ausgebildeter Filmkomponist ist und zudem meine Bücher gelesen hat. Das ist keineswegs selbstverständlich! Man braucht nicht zu glauben, nur weil Mama schreibt, dass die restliche Familie die Erzeugnisse auch liest. Ich kenne Kolleginnen, deren Ehemänner sich weigern, die Bücher ihrer Frauen zu lesen. Vielleicht um das Eheglück nicht aufs Spiel zu setzen? Wer weiß. Das ist mir zum Glück nicht passiert.
Von meinen Kindern allerdings habe ich es nie erwartet. Schließlich bin ich historisch unterwegs und der jungen Generation kann man höchstens mit Fantasy kommen. Dafür aber habe ich der Handlung eine ordentliche Portion Mystery beigemischt und das wiederum kommt auch bei jüngeren Lesern gut an.
Deshalb habe ich mich total gefreut, als mein Sohn Band 1 der Nicolae-Saga zur Hand nahm und hinterher auch noch begeistert war - so sehr, dass es ihn dazu inspirierte, einige Episoden aus dem Roman zu vertonen. Ich hatte Gänsehaut, als er mir das erste Mal ein Stück auf unserem alten Klavier vorspielte und ich sofort erkannte, um welche Szene im Buch es sich handelte. Unglaublich, wie intensiv er die Stimmung eingefangen und musikalisch umgesetzt hatte.
Von da ab komponierte er eigens für die Texte meiner Lesungen kleine Musikstücke und begleitete mich am Piano.
Ein absolutes Highlight war unser Auftritt auf einer Hamburger Theaterbühne: Maximilian am Flügel, ich am Mikro, absolute Stille im Publikum - kein Rascheln oder Räuspern -, nur ein feiner Theaternebel waberte uns um die Füße ... Mehr mystische Stimmung ging nicht.
Ein anderes Mal sorgte die Natur für die passende Geräuschkulisse. Eine Nachtlesung in einem idyllischen Galeriegarten hinterm Elbdeich: Ein Käuzchen rief, die Turmuhr der nahen Kirche schlug dumpf, Fledermäuse flatterten durch die lauen Lüfte - wie bestellt.
Im Laufe der Zeit erweiterten und verfeinerten wir unsere Auftritte. Mit jedem veröffentlichten Band der Nicolae-Saga entstanden neue begleitende Musikstücke zu den Textpassagen. Irgendwann hatte Maximilian die Idee, einen ganzen Soundtrack zu schreiben. Wenn man Filme vertonen kann, kann man auch Bücher vertonen, sagte er sich. Sie laufen beim Lesen ja auch wie ein Film vor dem inneren Auge ab. Zumindest im günstigen Fall.
In vielen Monaten intensiver Arbeit entstand der Soundtrack "Zwischen den Welten". Darin enthalten sind auch mittelalterliche und keltische Klänge, denn die Vorfahren meiner im 19. Jahrhundert lebenden Romanfamilie huschen wie Schatten durch deren Leben und bringen so manch tief verborgenes Familiengeheimnis ans Licht.
Die Musik führt den Leser durch alle Höhen und Tiefen der Nicolae-Saga und bringt die zwischen den Zeilen schwingende Atmosphäre zum Klingen.
Ich bin sehr stolz auf das Meisterwerk meines Sohnes und wünschte nur, es würde noch mehr Menschen begeistern.
Auch das Beiheft zur CD hat Maximilian selbst entworfen - für alle, die analog unterwegs sind. Darin enthalten sind Bildmotive aus Irland und Rumänien wie das Druidenzeichen, die Götterschale (siehe Bild) und alte Steinsymbole. Mit viel Liebe zum Detail hat er das Booklet gestaltet und so Optik und Akustik miteinander verbunden. Im wahrsten Sinne des Wortes: eine runde Sache.
Da ich hier jetzt beim Schreiben darüber so ins Schwärmen geraten bin, wird mir bewusst, dass der Soundtrack zur Nicolae-Saga eine eigene Unterseite auf meiner Website verdient. Zu jedem einzelnen Musikstück gibt es nämlich einiges zu erzählen, sowohl was die Romanvorlage anbelangt als auch das "Making of" der Musik. Es steckt so viel Herzblut darin.
Mein Eulchen
Ich liebe Eulen!
Sie versinnbildlichen für mich Weisheit und den Zugang zu unserer Intuition - der inneren Stimme, auf die wir lernen müssen wieder mehr zu hören. Ja, wir alle! Vieles an vererbten Wissen scheint im Zeitalter der wissenschaftlich-technischen Dominanz verschüttet zu sein. Dabei schlummern tiefgreifende Erkenntnisse in jedem von uns, die wir nicht mit jeder Generation neu erlernen müssen. Wir müssen nur lernen, wieder auf unsere innere Stimme zu hören. Leider ist unsere Welt dafür wohl zu laut geworden.
Nein, ich bin keine Spiritualistin, auch wenn das im Absatz oben so klingen mag. Ich schreibe nur hin, was ich FÜHLE. Denn WISSEN ist nur ein dürftiger Teil des Ganzen.
Dieses Eulchen habe ich vor etlichen Jahren von meinem Sohn zum Geburtstag geschenkt bekommen. An der Wand über meinem Laptop schauen mich zwei weitere Eulen auf Postkarten an. Und auf der Fensterbank zu meiner Rechten sitzen noch drei kleine Exemplare, gefertigt aus echten Federn, die meine Mutter einst im Shop eines Wildparks erstanden hat. - Ja klar, es gibt natürlich noch mehr Eulen im Haus.
Zeitungsausschnitte
Davon liegt normalerweise ein ganzer Stapel auf meinem Schreibtisch. Neulich wurde es mir allerdings zu viel. Da habe ich die seit mehr als einem Jahr gesammelten Zeitungsartikel gesichtet, nach Themen sortiert und eine Etage tiefer auf dem Fußboden neben dem Schreibtisch gelagert.
Gut, dass ich den nicht zeigen muss, sonst würde dieser Blogartikel so schnell kein Ende nehmen. Natürlich haben die Themen im weitesten Sinne mit meiner Roman- oder Autorenwelt zu tun. Ich habe sie gesammelt, weil sie mich beim Lesen zu Ideen für zig Blogartikel inspiriert haben. Es reichen meist ein paar Reizwörter und flugs ist so ein Beitrag so gut wie fertig. Gedanklich jedenfalls. Oft fehlt es mir an Zeit, alles gleich zu notieren. Und in der Hoffnung, dass meine Geistesblitze beim erneuten Lesen wiederkommen, habe ich sie aufgehoben. Nun gut, wir werden sehen ...
Zurückgeblieben auf dem Schreibtisch sind lediglich ein paar - im Laufe der letzten Monate bereits abgebaute - Zeitungsartikel über kulturelle Veranstaltungen. Zuoberst liegt einer über die aktuelle Fotoausstellung im Hamburger Bucerius-Kunstforum - Henri Cartier-Bresson (1908 - 2004), ein französischer Fotograf, der unter anderem fürs Life Magazine gearbeitet hat und unfassbar viele wichtige Ereignisse des 20. Jahrhunderts in Bildern festgehalten hat. Allerdings auf seine ganz besondere Weise.
So sollte er 1937 über die Krönung von George VI. in England berichten. Doch was tat der gute Henri? Statt den neuen König von England zu fotografieren, hat er die Linse auf das jubelnde Volk gehalten. Dabei sind köstlich-komische Bilder entstanden. Zum Beispiel das einer alten für die Feierlichkeit herausgeputzten Dame, die sich von zwei Männern - darunter einer in Uniform - auf deren Schultern heben ließ, damit sie über die Köpfe der Zuschauer hinweg einen besseren Blick auf die Zeremonie hat. Wunderbar schrullig und wieder einmal very british.
Letztes Jahr ist dazu ein Fotoband herausgekommen mit dem Titel: The Other Coronation. Englischer Humor halt.
In der Art könnte ich fortfahren, aber das würde zu weit führen. Nur so viel, es gibt noch weitere Ausstellungen, die ich unbedingt sehen möchte, unter anderem William Blakes Universum. Denn dieser englische Dichter und Maler hatte einen nicht unerheblichen Einfluss auf eine meiner weiblichen Romanfiguren mit seinen mystischen und zeitkritischen Themen.
Notizblock
Der Abreißblock ist für mich Sinnbild von Übersichtlichkeit und Konzentration. Er hilft mir, mein diesjähriges Motto umzusetzen, wie ich es in meinem Jahresrückblick 2023 formuliert habe:
Weniger, dafür gezielter!
Mit Hilfe von:
REDUZIERUNG - SCHWERPUNKTBILDUNG - KONZENTRATION
Früher war mein Schreibtisch nämlich übersät mit gelben Klebezetteln. Sogar an der Wand und auf dem Laptopdeckel hafteten die Dinger.
Auf dem Laptopdeckel waren die eiligen Aufgaben notiert, die ich gleich am nächsten Tag erledigen wollte. Auf dem Schreibtisch klebten die Post-its nach Dringlichkeit geordnet, je näher am Laptop, desto wichtiger.
Und an der Wand darüber hatte ich diverse Merk- und Motivationssätze geheftet, u.a. den von Judith "Just do it!"; ich wollte ihn vor Augen haben, sobald ich unsicher wurde, ob ich wirklich auf den Veröffentlichen-Button drücken soll.
Bei der großen Aufräumwelle nach Neuveröffentlichung der Nicolae-Saga habe ich die meisten Klebezettel entsorgen können. Mittlerweile bemühe ich mich, ohne die gelben Haftnotizen auszukommen. Dringliches notiere ich jetzt auf dem Abreißblock und passe auf, dass es nicht mehr als drei Aufgaben werden.
Meine aktuelle Notiz lautet: Blogparade - welche Kategorie? Das muss ich in den nächsten Tagen in Erfahrung bringen.
Die Merk- und Motivationssätze habe ich auf den Deckel einer Kladde geklebt und in der Schublade verwahrt. Von Zeit zu Zeit prüfe ich, was ich davon bereits verinnerlicht habe. Ein wunderbares Gefühl, wenn ich einen von ihnen in den Papierkorb werfen kann!
Oxford-Kladde
Darin notiere ich wichtige Gedanken, die mir während der Hausarbeit oder bereits morgens beim Frühstück kommen.
Denn würde ich mich dafür in mein Schreibstübchen begeben, wäre ich aus der Stimmung schon wieder heraus, bevor ich auch nur den ersten Satz hingeschrieben hätte. Zu viele gedankliche Ablenkungen auf dem Weg dorthin wie: Die Treppe könnte mal wieder gewischt werden, die Ecke dort muss auch endlich mal aufgeräumt werden, ach ja, und auf Klo muss ich auch erstmal. Sobald der Laptop hochgefahren wäre, fiele mein Blick zwangsläufig auf die Ikons mit den noch offenen Projekten - obwohl ich auch diese inzwischen auf ein Minimum reduziert habe. Und zack, zerschießen mir die alten Gedanken meine taufrischen neuen. Blöd!
Obendrein habe ich eine gewisse Zwanghaftigkeit in mir entdeckt. Sobald ich nämlich meinen Laptop in Betrieb nehme, muss ich erst einmal meine E-Mail Konten checken. Wenn dann zum Beispiel ein Newsletter von Judith darunter sein sollte, kann es passieren, dass ich nicht nur einen kurzen Blick auf diesen werfe, um zu entscheiden, ob ich ihn später in Ruhe lesen will, sondern dass ich bereits mittendrin bin. Das spricht zwar für Judiths Newsletter, führt mich aber komplett von meinen eigenen Gedankensträngen weg.
Deshalb habe ich mir angewöhnt, die hereinströmenden Gedanken unverzüglich mit Papier und Stift festzuhalten. Und damit nicht wieder solch elende Zettelei entsteht, habe ich mir die Oxford-Kladde zugelegt. Bei Bedarf kann ich einzelne Seiten heraustrennen. Momentan nutze ich sie als Gedankensammelalbum.
So modifiziere ich von Zeit zu Zeit meine Methoden. Denn eine meiner Devisen lautet: Probieren geht über Studieren.
Ein stumm geschaltetes Handy
Das ist auf dem Beitragsbild logischerweise nicht zu sehen. Beim Schreiben lasse ich mich durch nichts ablenken, weder vom Telefon noch von Musik - nur meine Gedanken, Laptop (Kladde) und ich.
"Eulenstraße 81"
Hinter dem Buchtitel verbergen sich die Lebenserinnerungen meines 100-jährigen Vaters. Von Dezember 2015 bis April 2021 hat er in Etappen Episoden aus seinem langen Leben notiert. Das gemeinsame Betrachten des Familienalbums und viele Fragen meinerseits brachten etliche Anekdoten aus der einst umfangreichen Familie zutage. Für mich war es spannend, diese zu hören und dabei etwas über meine Vorfahren zu erfahren.
1961 hat mein Vater eine von seinem Vater 1919 gegründete Drogerie in Hamburg Altona geerbt - in der titelgebenden Eulenstraße 81 - und bis in die 70er Jahre hinein weitergeführt. In dieser habe ich meine frühe Kindheit verbracht.
Seine Ausbildung zum Drogisten fiel in die Zeit des Zweiten Weltkrieges, weswegen er sie unterbrechen musste. Mit gerade mal 17 Jahren wurde er im März 1942 zum Arbeitsdienst in die Ukraine geschickt. In glühender Hitze, umschwirrt von Mückenschwärmen, musste er mit seinen Kameraden Schienen und Schwellen von einem Bahndamm reißen, weil dieser zu einer Rollbahn umgebaut werden sollte.
Über seine Kriegserlebnisse hatte mein Vater bis dahin nie gesprochen. Doch in langen Gesprächen kam peu a peu das eine oder andere zum ersten Mal zur Sprache. Da er einer der letzten Zeitzeugen ist, habe ich ihn gebeten, seine Erlebnisse aufzuschreiben. Vieles ist aus heutiger Sicht unfassbar, und doch so wichtig festzuhalten. Was das mit der Seele eines feinfühligen Menschen wie mein Vater in so jungen Jahren gemacht hat, kann ich mir nur annähernd vorstellen. Aber es erklärt einiges an späteren Verhaltensweisen.
Bis dahin hatte ich nur gewusst, dass mein Vater während seiner Wehrdienstzeit bei der Kavallerie war. Später konnte er keine Western im Fernsehen anschauen, weil er den Anblick stürzender Pferde nicht ertragen konnte. Man braucht nicht viel Fantasie um sich vorzustellen, welch grauenvolle Bilder ihn haben verstummen lassen.
Jetzt am Ende seines langen Lebens holen ihn die schrecklichen Kriegserlebnisse wieder ein. Wie oft schon hat er wieder im Schützengraben gelegen, hat Kameraden fallen sehen und ist durch die zerbombten Straßen Hamburgs gegangen.
Ich bin meinem Vater unendlich dankbar, dass er sich für seine Lebenserinnerungen gedanklich in die furchtbare Kriegs- und Nachkriegszeit zurückbegeben und sie in Worte gefasst hat. Wenn auch längst nicht alles. Manches war einfach zu schlimm, und ich habe mich gehütet, an der Wunde zu kratzen.
Zumindest kann ich nun erahnen, welche Albträume ihn plagen und welcher Art seine zeitweiligen Wahnvorstellungen sind. Es zeigt mir ebenfalls, wie wichtig die Biografien von Hochbetagten für den Umgang mit ihnen sind. In der Senioreneinrichtung, in der mein Vater seit fünf Jahren lebt, bestand seitens des Pflegepersonals ein großes Interesse an seinen Lebenserinnerungen.
Mehr zum vollendeten Herzensprojekt "Eulenstraße 81" habe ich in meinem Rückblick aufs 2. Quartal 2024 geschrieben sowie in den Newsletter von März, Mai und Juni über den Schaffensprozess berichtet.
Aus gegebenem Anlass möchte ich nochmals darauf hinweisen, dass ich die Exemplare nur für private Zwecke habe drucken lassen, das Buch ist nicht im Handel erhältlich!
Ein Bierdeckel aus Bukarest
Diesen habe ich auf einer meiner Recherchereisen in Rumänien "mitgehen" lassen. Er stammt aus dem Caru cu bere (zu Deutsch: Bierwagen).
Das legendäre Brauhaus im historischen Zentrum Bukarests wurde 1879 gegründet - der Handlungszeit meiner Nicolae-Saga. Darum stand der Besuch des bekannten Restaurants auf meinem Pflichtprogramm. Doch auch ohne dem, ist das Caru cu bere einen Besuch wert.
Schon immer war es ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Entsprechend ist es zu jeder Tages- und Jahreszeit gut gefüllt. Eine Reservierung ist daher unumgänglich. In früheren Zeiten trafen sich dort außerdem prominente Leute aus Kunst und Kultur wie der Schriftsteller und Dramatiker Ion Luca Caragiale. Dieser findet sogar in der Nicolae-Saga Erwähnung, weil mein Titelheld sich in späteren Jahren in Bukarester Künstlerkreisen bewegt. Wer weiß, vielleicht hat er zusammen mit dem berühmten Dichter im Caru cu bere ein Bierchen getrunken? Für mich ein reizvoller Gedanke!
Der Bierdeckel ist ein wunderbares Souvenir. Links zeigt er eine Skizze des Brauhauses und rechts seinen Gründer Nicolae Mircea (1868 - 1929). Der neugotische Stil des Gebäudes findet sich auch in der prächtigen Innenausstattung wieder. Beim Betreten wandert der Blick von den geschnitzten Holzvertäfelungen über die verzierten Säulen zu den hohen Spitzbögen. Die Buntglasfenster tun das Übrige dazu, dass man meint, eine Kathedrale zu betreten. Man kann getrost von einem "Bierpalast" sprechen. Übrigens gibt es dort auch köstliche traditionelle Speisen und jeden Abend Life-Musik.
Deshalb: Wann immer ich ein Glas oder Becher auf den Bierdeckel platziere, läuft mir das Wasser im Mund zusammen.
Mauspad aus Giverny
Das habe ich von einer lieben Freundin geschenkt bekommen, die den Monet-Garten in Giverny besucht hatte und meine Vorliebe für die Impressionisten kennt. Allen voran Claude Monet, weswegen ich diesem sogar ein Kapitel in Band 7 der Nicolae-Saga gewidmet habe. Denn mein Titelheld Nicolae ist ebenso wie einst seine Mutter Rebecca der Malerei zugetan und bewegt sich in entsprechenden Künstlerkreisen.
Etliche von Monets berühmten Werken finden daher in der Nicolae-Saga Erwähnung. Auf der Seite Historische Persönlichkeiten der Nicolae-Saga habe ich in der Rubrik "Aus der Welt der Kunst" Claude Monet zusammen mit Edouard Manet und Pierre-Auguste Renoir mit einigen ihrer berühmten Gemälde aufgeführt. Und in meiner Schatzkiste habe ich sogar einen Artikel zu Monets Malerei geschrieben. Sein berühmtes Gemälde Camille Monet und Sohn Jean auf dem Hügel hatte ich mir als Deckblatt für mein allererstes Manuskript auserkoren. Die dort abgebildete Frau mit Kind war für mich Rebecca mit dem kleinen Nicolae aus Band 1. Genau so hatte ich mir beide vorgestellt.
Die Impressionisten haben einen großen Einfluss auf die künstlerische Entwicklung Rebeccas und spiegeln zudem den damals herrschenden Zeitgeist wider - den Bruch mit alten Regeln und den Aufbruch in die Moderne.
Mein treuer Diener
Mein Laptop, das wichtigste Teil auf meinem Schreibtisch!
Einige seiner Tasten sind schon ziemlich abgenutzt. So fehlen die Buchstaben E, N und M komplett. Auch das U besteht nur noch aus dem linken Strich, sodass es identisch mit dem daneben liegenden I ist - wie ungünstig! Tja, und auch H und L lassen sich nur noch erahnen.
Aber ansonsten ... toi, toi, toi!
In meine Dienste getreten ist der Gute im Januar 2017 - wie ich gerade nachgesehen habe. Wow, siebeneinhalb Jahre im Dauereinsatz - Respekt!!!
Das bedeutet, ich habe auf ihm:
- Band 5 (2017), Band 6 ( 2018) und Band 7 (2019) der Nicolae-Saga fertiggestellt
- die gesamte Bücherserie während der Corona-Zeit 2021/22 neu aufgelegt
- meinen Autorenblog Anfang 2023 ins Leben gerufen und bisher 47 Blogartikel veröffentlicht
- 51 Newsletter und diverse Arbeitsprotokolle geschrieben
- sowie all den Kleinkram, der so nebenbei anfällt und doch so viel Mist macht.
In letzter Zeit habe ich ihm längere Zeit mal Ruhepausen gegönnt. Er ist schließlich mit mir zusammen in die Jahre gekommen und nicht mehr der Jüngste. Wir sind beide quasi in Altersteilzeit gegangen.
Zwar hatte ich in meinem Jahresrückblick 2023 noch ehrgeizige Ziele formuliert, aber inzwischen weile ich eher, als dass ich eile. Mal schauen, ob ich durch diese Blogparade wieder in Schwung komme.
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Alexandra (Sonntag, 25 August 2024 21:21)
Liebe Aurelia,
Vielen Dank, dass Du bei meiner Blogparade mitgemacht hast. Wie schön, dass Du mein Parade als willkommene Abwechslung nutzen konntest. Was für tolle Schätze sich da auf deinem Schreibtisch befinden und erst die Geschichten dazu. Wirklich großartig.
Herzliche Grüße Alexandra