· 

Rückblick Oktober 2023

Rückblick Oktober 2023: Apfelkuchen, Theater und andere ERbaulichkeiten

Monatsrückblick Oktober 2023: Apfelkuchen und andere Erbaulichkeiten - Bild: Pixabay, Clker-Free-Vector-Images

Krass! Die erste Woche vom November ist morgen bereits vorüber und ich komme erst heute dazu, meinen Monatsrückblick Oktober zu veröffentlichen.

 

Wie jedes Jahr beginnt für mich im Oktober die Apfelkuchenzeit. Wenn unsere Obstbäuerin aus der Elbmarsch mir die ersten Holsteiner Cox bringt, dann wird bei uns zu Hause gebacken. Diese alte Apfelsorte eignet sich mit ihrem köstlichen Aroma nämlich bestens dafür.

 

Meine diversen Schreibprojekte stehen zurzeit etwas hintenan, da ich überwiegend mit der Betreuung von Senioren beschäftigt bin, sowohl privater als auch ehrenamtlicher Natur.

Ich liebe es, mit alten Leuten in näheren Kontakt zu treten. Sie haben so viel erlebt und wissen so viel zu erzählen, oftmals - wenn auch nicht immer - gepaart mit einer wertvollen Portion Altersweisheit. Wenn man bedenkt, wie extrem sich die Welt seit ihrer Geburt verändert hat ... Unfassbar!

Die Seniorenarbeit kostet zwar Kraft, schenkt mir aber auch sehr viel Freude.

 

Den nötigen Ausgleich habe ich in Kunst und Kultur gefunden: ob Theater, Kino, Bilderausstellung oder zu Hause mit einem guten Buch oder einer TV-Serie.

Kunst

Eine wunderbare Ausstellung durften wir - vorerst zum letzten Mal - in der Galerie Cavissamba anschauen. Leni Rieke zeigte Bilder von Kornelia Ehlers – maritime Motive mit eingearbeitetem Sand sowie Seidenpapier, die den Blick gefangen nahmen. Aber auch die rostigen Anker und Schlösser gefielen mir sehr.

Daneben gab es Kiezkunst von einer jungen Künstlerin, die sich von der Party-Szene auf St. Pauli zu ihren Motiven inspirieren lässt. Ein schönes Kontrastprogramm.

theater

Kürzlich waren wir im Altonaer Theater, das sich darauf verlegt hat, Bücher auf die Bühne zu bringen. In unserem Fall war es "Der Mann, der durch das Jahrhundert fiel" von Moritz Rinke.

Nicht nur, wer die Künstlerkolonie Worpswede und seine Akteure um Heinrich Vogeler und Rainer Maria Rilke kennt, wird dieses Buch lieben. Für Teufelsmooranbeter jedoch ist es ein absolutes Muss.

2012 hatte ich es zum ersten Mal gelesen, 2019 erneut. Es hatte nichts von seinem morbiden Witz verloren.

 

Daher war ich auf die Bühnenadaption sehr gespannt. Ich muss sagen, dass es den Herren Schönsee und Rinke hervorragend gelungen ist, die braune Vergangenheit aus dem sumpfigen Untergrund an die Oberfläche schwappen zu lassen. Bis sich die Wahrheit wie ein Puzzlespiel zusammensetzt und dem Zuschauer einen Schauer über den Rücken jagt.

Zum Glück wurde die Auflösung nicht platt, sondern subtil präsentiert. Weniger ist eben oftmals mehr, das hat sich in dieser Inszenierung einmal mehr bewiesen. Bravo!

Nicht unerwähnt lassen möchte ich ein hübsches Detail der Bühnenausstattung: Zwei Stühle waren mit den typischen "Vogeler-Tulpen" verziert. Der Barkenhoff ließ grüßen. Kein Zweifel, wir waren an dem Abend in Worpswede.

 

Trotz der tollen Inszenierung haben wir unseren Sitznachbarn empfohlen, das Buch zu lesen. Denn die feine Ironie, die absurden Situationen und skurrilen Figuren drücken sich nun mal noch deutlicher in der geschriebenen Sprache aus.

kino

Ich weiß nicht, wie lange es her war, dass ich das letzte Mal im Kino gewesen bin. Gefühlte Lichtjahre!

Der letzte Film, meine ich mich zu erinnern, war Loving Vincent - ein Film gemacht aus den Gemälden von Vincent van Gogh und darum ein Muss für alle Impressionismus-Liebhaber wie mich.  Mr. Google sagt, dass er von 2017 ist. Also werde ich ihn wohl Anfang 2018 gesehen haben. Seitdem hatte mich nichts mehr ins Kino gelockt.

 

Aber nun hatte die kurzfristige Absage einer Theatervorstellung mich doch wieder ins Kino getrieben. Zu sehen gab es dort die Verfilmung von Rachel Joyce liebenswerten Roman "Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry", großartig besetzt mit dem britischen Schauspieler und Oscar-Preisträger Jim Broadbent - ein Gesicht, das man so schnell nicht vergisst. Ebenso mit dabei Penelope Wilton - vielen bekannt aus der TV-Serie Downton Abbey, wo sie die Isobel Grey verkörperte.

 

Das Buch hatte ich ebenfalls 2012 gelesen und noch gut in Erinnerung. Eine herzergreifende Story mit deutlicher Botschaft. Ein Drama mit skurrilen Einlagen, möchte ich es mal nennen.

 

Wie Harold Fry auf seinem spontanen "Pilgerweg" von Süd- nach Nordengland seinen Lebensschicksalen begegnet, bedrängt von Schuldfragen und beseelt vom Wunsch nach unmöglicher Wiedergutmachung, berührt. Dank der ausdruckstarken Mimik des Protagonisten bedurfte es dazu kaum der Worte. Das war große Schauspielkunst.

 

Am Ende war es mir dann aber doch eine Prise zu viel Kitsch und zu viel der Tragödie. Die verschrobenen Gestalten, denen Harold unterwegs begegnet, sind im Buch so köstlich beschrieben, dass man beim Lesen trotz des tragischen Stoffs häufiger ein Schmunzeln auf den Lippen hat. Das hat mir im Film gefehlt.

 

Auch hier gilt: Unbedingt das Buch lesen! Ein Film kann ein Buch unmöglich ersetzen. Denn es geht nicht nur um Handlung, Figuren und Kulisse, es geht um die feinen Zwischentöne, um die Kunst der Formulierung, sodass die Fantasie des Lesers angeregt wird, eigene Bilder zu kreieren. Das macht Lesen aus und ist durchs nichts zu ersetzen.

Literatur

Nachdem ich eben ein Loblied auf das Buch gesungen habe, soll es nun auch zum Thema werden.

2022 bin ich über einen Instagram-Beitrag auf Anthony Trollope aufmerksam geworden - der meistgelesene Schriftsteller der viktorianischen Epoche. Und ich kannte ihn nicht!!!

Wie das passieren konnte, ist mir immer noch ein Rätsel, denn auf eine Übersetzung ins Deutsche bin ich zum Glück nicht angewiesen. Trotzdem ist er komplett an mir vorbeigeganten. Umso schöner, dass ich Trollope jetzt für mich entdeckt habe.

 

Begonnen habe ich mit den Chronicles of Barsetshire - 6 dicke Bände, bis auf das erste, das kommt mit seinen 212 Seiten geradezu wie ein dünnes Heftchen daher. Gestern habe ich nun den letzten Band mit seinen 728 Seiten zu Ende gelesen.

Ich vermisse die Figuren, alle wie sie da waren, schon jetzt!

 

Sie sehen also, ich bin ebenso begeistert, wie die Viktorianer es waren. Was habe ich also für ein Glück, dass Trollope ein Vielschreiber war. Es ist mir unerklärlich, wie dieser Mann eine solche Unmenge an Romanen (47!) sowie Erzählungen, Biografien und Bühnenstücke hat schreiben können. Er muss eine unglaublich eiserne Disziplin oder ganz einfach ein großartiges Talent gehabt haben. Wahrscheinlich beides.

 

Da ich ein Serienjunkie bin, komme ich bei ihm voll auf meine Kosten. Obwohl er die Chronicles of Barsetshire ursprünglich gar nicht als Serie angelegt hatte, wurden es trotzdem 6 Romane, die alle in derselben fiktiven Grafschaft spielen und in denen dasselbe Personal auftaucht, wobei der Schwerpunkt natürlich jedes Mal auf anderen Familien und Häusern liegt.

Es sind Gesellschaftsromane, die in klerikalen Kreisen spielen und Kirchenmänner zur Abwechslung mal in ihrem Privatleben zeigen. Auch dort gibt es Intrigen, Machtmissbrauch und Possenspiel. Natürlich blieb zu Trollopes Lebzeiten diese Art "Beleuchtung" der kirchlichen Würdenträger  nicht ohne Kritik.

Vor allem aber zeigt Trollope ganz viel Seelenleben seiner Romanhelden.

 

Auf zu The Pallisers - eine weitere aus 6 Bänden bestehende Bücherserie dieses genialen Schriftstellers. :)

Natürlich wurden beide Bücherserien von der BBC mit hochkarätigen Schauspielern (u.a. Alan Rickman) verfilmt.

TV-Serien

Wie gesagt, von Serien kann ich nicht genug bekommen. Ich liebe es, die Figuren einer Geschichte immer besser kennenzulernen und tief in ihr Seelenleben eintauchen zu können. Gerade das fasziniert mich. Und dafür braucht es nun einmal ausreichend Zeit. Ganz zu schweigen von deren Entwicklung, den komplexen Handlungssträngen sowie der intensiven Beleuchtung bestimmter Themen. So nuancenreich kann eine Geschichte eben nur als Serie dargestellt werden.

 

Ich habe im Oktober daher nicht nur meine Trollope-Bücherserie beendet, sondern auch mehrere Prime-Serien, nachdem Netflix uns als "Mitgucker" rausgeschmissen hatte. Da die Netflix-Schauspieler in Hollywood immer noch am Streiken sind - u.a. übrigens wegen des Einsatzes von KI (!) - warte ich jetzt erst einmal ab, bevor ich einen eigenen Account eröffne.

 

Eine Serie möchte ich Ihnen - falls Sie Streaming-Dienste nutzen - besonders ans Herz legen:

Humans - eine SF-Serie von 2015, in der Roboter mit menschlichem Aussehen als Haushaltshilfen und Seniorenassistenten eingesetzt werden, sowie überall dort, wo unliebsame Arbeit anfällt. Schnell wird klar, dass Synthetics unverzichtbar sind. Für Senioren sind sie eine verlässliche 24-Stunden-Hilfe und verlängern ihnen dadurch ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Zuhause. Für Kinder sind sie sogar die besseren Eltern, denn ein Syn hat stets Zeit, wird nie ungeduldig und erfüllt alle Wünsche prompt. Das einzige Manko scheint zu sein, dass er keine Emotionen hat und nicht lieben kann.

Doch gewitzte Wissenschaftler haben in einem geheimen Labor  schon vor Jahren bei einigen Prototypen ein KI gesteuertes Bewusstsein eingepflanzt. Diese Gruppe von Syns hat sich eigenmächtig aus der Sklaverei befreit und befindet sich seitdem auf der Flucht. Eine Task Force der Regierung ist auf sie angesetzt, denn man weiß nicht, welch mögliche Gefahr von ihnen ausgeht.

 

Gut finde ich, dass das Thema facettenreich und kontrovers dargestellt wird: Einerseits praktische Hilfen im Alltag, andererseits hohe Verluste von Arbeitsplätzen. Der Jugend bleiben kaum Perspektiven. "Wozu soll ich mich in der Schule anstrengen oder später Medizin studieren, wenn ein Syn ohnehin der bessere Chirurg ist?"

Und weil sich die Jugendlichen so überflüssig vorkommen und einer hoffnungslosen Zukunft entgegensehen, schlägt ihr Frust bald in Gewalt um. Syns zu zertrümmern wird ein neuer Sport. Als sich einer von ihnen (einer mit KI-Bewusstsein!) plötzlich zur Wehr setzt und seinerseits Gewalt ausübt, kommt es zum öffentlichen Aufruhr. Die mediale Hetze beginnt ...

 

Tja, was 2015 noch als reine Science Fiction galt, ist nicht mehr weit von unserer Realität entfernt.

 

Über das Thema Künstliche Intelligenz habe ich schon früher geschrieben. Und es treibt mich immer noch um. Zumal die Kreativbranche besonders davon betroffen ist.

Nichts spricht gegen einen vernünftigen und kontrollierten Einsatz von KI innerhalb streng formulierter Grenzen.  Wäre da nicht der Unsicherheitsfaktor "Mensch". Denn Menschen sind leider gierige Wesen und stets auf ihren Vorteil bedacht.

 

> Blogbeitrag vom 22. März 2023: Eine Revolution namens KI (Künstliche Intelligenz)

"KI erobert die Buchbranche - Segen oder Fluch?"

 

> Blogbeitrag vom 10. Juli 2023: KI wirft viele Fragen auf

"Wo liegen die Grenzen? Wer kontrolliert sie?"

Blogbeiträge im Oktober

Aus meiner Romanwelt:

Literatur in der Nicolae-Saga Teil 2

Rebeccas liebste Gedichte und Romane. Romantisches und Erotisches: von Elizabeth Barrett-Browning bis zum Skandaldichter Algernon Charles Swinburne.

 

Was mich gerade beschäftigt /Das aktuelle Thema:

Halloween versus Rummelpott

Wie ein ursprünglich keltischer Brauch, reimportiert aus den USA, unsere eigene Tradition verdrängte.

Oktober-Newsletter

Thema des Oktober-Newsletters: Traditionen

  • Warum Traditionen wichtig sind
  • Keltische und rumänische Traditionen
  • Verlorene Traditionen
  • Und die Frage: Warum wir so schnell bereit sind, fremde Traditionen wie Halloween oder Valentinstag zu übernehmen

Schatzkiste

Eine neue Seite in meiner Schatzkiste ist fertig! Auf dem Schauplatz Rumänien finden Sie jetzt:

>> Siebenbürgische Kirchenburgen

 

Dort erzähle ich Ihnen, was es mit diesen für Siebenbürgen/Transsilvanien typischen Bauwerken auf sich hat und was sich hinter den dicken Mauern verbirgt.

Ich zeige Ihnen die hübscheste, die wehrhafteste, die kleinste, die ursprünglichste und die geheimnisvollste Kirchburg. Vier von ihnen gehören zum UNESCO-Welterbe.


Wenn Sie zu dem einen oder anderem Thema Ihren Senf abgeben wollen, immer gerne! > Kontakt