Sommerloch in den Sozialen Medien
Die Tageszeitung ist in den letzten Wochen immer dünner geworden. Im TV laufen Wiederholungen. Und selbst auf Facebook und Instagram ist es verdammt ruhig geworden. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass wir uns in der Sommerpause befinden. Viele sprechen auch vom "Sommerloch".
(Von meinem persönlichen "Sommerloch" hatte ich bereits im Monatsrückblick Juli berichtet.)
Aber nicht alle jetten dieser Tage durch die Welt oder liegen irgendwo am Strand. Nicht alle wollen sich von den sozialen Medien, völlig verausgabt, eine Pause gönnen. Im Gegenteil, manche finden erst jetzt die nötige Muße, dort herumzustöbern oder ihr Profil auf Vordermann zu bringen.
Die Sommerloch-Challenge
Für diese Leute hatte sich eine Bookstagrammerin (ein Mitglied der Buchliebhaber-Gemeinschaft auf Instagram) ein wunderbares „Spiel“ ausgedacht, eine sogenannte Challenge. In dieser bekommt man eine Aufgabe gestellt und veröffentlicht seinen Beitrag dazu unter einem vorher festgelegten Stichwort (Hashtag #).
Die "Sommerloch-Challenge" richtet sich an Schriftsteller. Daher kreisen die Aufgaben rund um das Autorenleben und die bereits geschriebenen Bücher. So soll man beispielsweise einen Satz aus der eigenen Geschichte zitieren - und natürlich begründen, was es damit auf sich hat -, über das aktuelle Schreibprojekt berichten oder was einen abseits vom Schreiben so umtreibt.
Der eigentliche Sinn besteht darin, bei anderen Teilnehmern reinzuschauen, was sie zu diesem Thema geschrieben haben, darüber andere Autoren kennenzulernen und sich mit ihnen zu vernetzen. – Social Media eben!
ABER ...
Der Spielverderber
Kürzlich wurde (nach Facebook) auch auf Instagram die Sichtbarkeit für kleinere Profile drastisch eingeschränkt. Bei Challenges wie die beliebte "Autor_innen-Challenge" oder aktuell die "Sommerloch-Challenge" werden auf den Hashtag-Seiten nur noch die neun beliebtesten Beiträge angezeigt, alles andere wird komplett rausgefiltert – nicht relevant genug!
Nach welchen Kriterien die beliebtesten Beiträge gekürt werden bleibt allerdings ein Rätsel. Offensichtlich spielt nicht immer die Anzahl der Follower (Personen, die einer bestimmten Instagram-Seite folgen) oder die ausgelösten Interaktionen eine Rolle. Die Qualität der Beiträge schon mal gar nicht.
Nach welchem Muster Mr. Algorithmus dabei vorgeht, welche Schlüsselwörter er haben möchte, bleibt sein Geheimnis.
Einige Nutzer, die sich in den sozialen Medien gut auskennen, haben bereits Methoden entwickelt, den Algorithmus auszutricksen. So kann man, im konkreten Fall der Sommerloch-Challenge, die weggefilterten Beiträge auf Umwegen einsehen, sofern die Teilnehmer den korrekten Hashtag benutzt und den „Challenge-Veranstalter“ in ihrem Beitrag markiert haben. Auf dessen Profilseite sollten ihre Beiträge dann sichtbar sein.
Doch wie umständlich! Wer macht das schon?
Einige! Aber leider viel zu wenige.
Als ich neulich zum Thema „Der erste und der letzte Satz in deinem Buch“ dort stöbern wollte, waren herzlich wenige Beiträge eingegangen. Früher hätte diese Challenge ein Vielfaches an Beiträgen hervorgerufen. So bleibt das Ganze eine müde Nummer.
Schade für die Veranstalterin. Schade für die Teilnehmer. Schade überhaupt. Das war eine richtig witzige Idee und hätte sicherlich viel Spaß gemacht. Ganz zu schweigen von den neuen Kontakten, die sich daraus hätten ergeben können. Aber so ist es mir den Zeitaufwand einfach nicht wert.
Fazit
Wie überall (Buchhandel nicht ausgenommen!) werden auch in den „sozialen“ Medien nur noch die Großen und Populären gefördert, die es eigentlich gar nicht nötig haben. Während alle anderen nicht einmal mehr unter „ferner liefen“ aufgeführt werden und so gänzlich im Nirwana verschwinden. Was daran sozial, fair oder sonst was sein soll, erschließt sich mir nicht.
Gleiches Recht auf Sichtbarkeit für alle war früher einmal.
Das macht die sozialen Medien inzwischen ziemlich uninteressant für mich. Der Aufwand für die regelmäßige Pflege dieser Seiten, die ständigen Änderungen und damit einhergehenden Ärgernisse sind einfach zu groß geworden. Die Zeit stecke ich lieber in meinen Blog und in meine Schatzkiste.
Trotzdem werde ich hin und wieder auf Instagram & Co vorbeischauen, der netten Kontakte wegen, die im Laufe der Jahre entstanden sind. Ab und zu entdecke ich dort auch den einen oder anderen interessanten Diskussionspunkt, der mich zu einem Blogbeitrag anregt, oder wirklich gute Literaturtipps jenseits des Mainstreams. Manchmal sogar einen informativen Artikel zu einem Fachthema.
Vielleicht sollte ich mal die bei mir beliebtesten Beiträge auf Facebook oder Instagram für den Monat August küren. Wär doch mal ne Idee, oder?
Und so stelle ich mir hiermit meine eigene "Sommerloch-Challenge"!
Übrigens
Wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, bin ich stets bemüht, Fachausdrücke zu umgehen und meine Beiträge für jeden verständlich auszudrücken. In der Internetsprache ist das jedoch fast unmöglich.
Das Schwierigste an diesem Beitrag war es, die vielen wie selbstverständlich benutzten englischen Begriffe gegen deutsche auszutauschen oder anderweitig zu erklären. Ich kann nämlich nicht davon ausgehen, dass jeder meiner Leser weiß, was ein Follower oder eine Community ist, oder was taggen oder liken bedeutet. Diese für uns in Fleisch und Blut übergegangenen Begriffe sind für social-media-ferne Menschen böhmische Dörfer. Das gilt es zu bedenken.
Trotzdem möchte ich auch ihnen einen kleinen Bereich meines Autorenalltags aufzeigen, was mir hoffentlich gelungen ist.
Teilen Sie mir gerne mit, worüber Sie sich zuletzt auf Facebook oder Instagram geärgert haben. >> Kontakt