Die Goldenen Regeln des Blog-Schreibens
Bevor ich damit beginne, meinen Blog „Aurelias Schatzkiste“ mit speziellen Themen rund um mein 17-jähriges Schreibabenteuer zu füllen, muss ich noch etwas Grundsätzliches loswerden.
Lange – vermutlich zu lange – habe ich mich im Vorwege mit dem Bloggen befasst. Und viel zu viele Ratgeber gelesen. Das Gute daran: Ich weiß jetzt, was ich nicht will. :D
Regel Nr. 1: Die Länge eines Blog-Artikels
Eine der goldenen Regeln des Blogschreibens lautet: Halte dich kurz!
Hallo? Ich bin’s, Aurelia! Wer meine Nicolae-Saga kennt, weiß, dass ich nur lang kann. Sonst wären es wohl kaum sieben Bände geworden, nicht wahr?
Außerdem: Bei der Fülle an Material, das ich verbloggen will – 3 Archivboxen Recherche + ein Bücherschrank voll Literaturempfehlungen + ein üppig bestücktes Fotoarchiv von meinen Reisen in Rumänien + eine Zettelbox mit notierten Gedanken … wie viele Jahrzehnte bitte schön soll ich dafür brauchen, wenn ich nur kurz darf? Und wer entscheidet überhaupt, was kurz oder lang ist?
Ich glaube, wer wirklich an meinen Themen interessiert ist, wird meine Beiträge lesen, gleich ob sie kurz oder lang sind. Zur Not können Sie, lieber Leser, querlesen oder auf diese Seite später noch einmal zurückkommen. Sie läuft nicht weg – das ist ja gerade das Gute an einem Blog.
Regel Nr. 2: Wann poste ich was?
Womit beginnen? Das ist die große Frage.
Auch dazu gibt es natürlich eine Regel. Und zwar soll ich mir einen Themen-Plan erstellen und dabei eine gewisse Chronologie wahren – sagen die von der Marketingfraktion. Also voll strategisch vorgehen, mit Kalkül. Denn schließlich will ich ja etwas erreichen. Und dieses Ziel sollte ich stets im Auge behalten!
Ganz ehrlich? Da habe ich schon jetzt keine Lust mehr. Ich kann nur über das schreiben, was mich gerade in genau diesem Augenblick beschäftigt, bewegt, bekümmert oder beglückt; also was mir ein Bedürfnis ist, Ihnen mitzuteilen.
Würde ich nach Plan vorgehen, fehlte mir beim Schreiben die nötige Leidenschaft. Es wäre dann nichts weiter als die Erfüllung selbst gemachter Vorgaben, ähnlich dem Aufsatzschreiben in der Schule. Das kann zwar auch Spaß machen und sogar zu einem ansehnlichen Ergebnis führen, aber es entspräche nicht meiner Art des Schreibens. Mein Kopf würde meinem Schreibfluss dabei ständig im Wege stehen wie ein lästiger Stolperstein. Und etwas Holpriges wollen Sie bestimmt nicht lesen, oder?
Regel Nr. 3: Meine Zielgruppe
Am liebsten würde ich jetzt mit dem Blog-Schreiben einfach loslegen – ohne groß abzuwägen; ganz direkt und ungefiltert, als würde ich mit Ihnen bloß ein wenig plaudern wollen.
Aber da geht’s schon los. Wer sind Sie denn eigentlich? Das sollte ich nämlich laut sämtlichen Marketingratgebern schon verdammt gut wissen, und zwar bevor ich überhaupt das erste Wort hinschreibe. (Das gilt übrigens auch fürs Bücherschreiben!) Ich soll sogar Ihre Interessen und Gewohnheiten kennen; vor allem auf welchen Seiten Sie sich im weltweiten Netz so rumtreiben. Denn wenn ich meine „Zielgruppe“ nicht kenne, kann ich das Ganze sowieso vergessen.
Aha. – Nun, ich sag mal so: Wenn ich trendige Sportschuhe oder Treppenlifte im Angebot hätte, dürfte meine Zielgruppe nicht schwer zu ermitteln sein. Wenn ich ein Sachbuch über veganes Kochen an Mann oder Frau bringen wollte, ließe sich die Zielgruppe auch noch gut umreißen. Und ja doch, für die Flut an Liebesromanen (gilt auch für Beziehungsdramen) darf die oft zitierte Frau ab 40 als Zielgruppe gerne herhalten.
Aber wie will man beispielsweise die potentielle Leserschaft von Kriminalromanen ermitteln? (Es sei denn, es handelt sich um einen Katzen- oder Regionalkrimi.) Unter Krimi-Lesern findet man nun wirklich alles und jeden. Sie passen in keine Schublade mit Etikett.
Höre ich da etwa jemanden "Spannung!" rufen? Na, wer will die nicht? Ich möchte mal ganz kühn behaupten, dass ein gelungener Spannungsaufbau eine Grundvoraussetzung für jedes gute Buch ist, gleich welchen Genres. Das ist also kein Alleinstellungsmerkmal des Krimis.
Auch die Leserschaft meiner Nicolae-Saga, zumindest die mir bekannte, lässt sich weder in eine bestimmte Alters-, Bildungs- oder Interessensgruppe einordnen und ist beiderlei (sorry: jeglichen) Geschlechts, also eine kunterbunte Leserschaft – und das ist gut so!
Fazit: Ich kenne zwar meine Zielgruppe nicht, aber blogge trotzdem!
Siezen oder duzen - das ist hier die Frage
Ach ja, eigentlich soll ich Sie duzen. Das ist heutzutage so üblich, in Newslettern und Blogartikeln auf jeden Fall. Das soll Nähe suggerieren. Als wenn wir uns schon wer weiß wie lange kennen würden – und zwar gut!
Was sich die Werbestrategen so alles ausdenken ...
Klar doch, ich weiß natürlich ganz genau, wer Sie sind und was Sie sich wünschen, denn Sie – ja, genau Sie! – gehören zu meiner „Zielgruppe“. Und darum kann ich auch Ihre Wünsche erfüllen!
Vielleicht trifft das auf die Verkäufer eines großen schwedischen Möbelhauses zu. Die haben bekanntlich das Duzen als erstes auf dem deutschen Markt eingeführt. Inzwischen hat es in vielen Bereichen um sich gegriffen und ist zum allgemeinen Trend geworden. Wer up to date sein will, der duzt. Aber ich muss ja nicht jeden Trend mitmachen, oder?
Ich nehme mir also die Freiheit, Sie einfach zu siezen. Für mich ist das Siezen nämlich eine Frage der Höflichkeit – ich weiß, ein furchtbar altmodisches Wort! –, zumal wenn ich den Empfänger meiner Zeilen nicht persönlich kenne.
Dabei habe ich im realen Leben überhaupt keine Probleme mit dem Duzen; ganz im Gegenteil, ich bin sogar relativ schnell dabei. ABER dann habe ich auch einen Menschen aus Fleisch und Blut vor mir, nehme neben der Worte seine Gestik, Mimik und Ausstrahlung wahr, und SPÜRE, ob wir uns nahe genug für ein Du sind.
Diese Möglichkeit ist mir hier nicht gegeben. Und darum will mir das „Sie“ wesentlich natürlicher über die Tastatur. Ich bitte also vorsorglich um Verzeihung, falls ich mit Ihren Lesegewohnheiten brechen sollte. Denn DAS, besagt eine weitere Regel, ist ein Tabu.
Ich liebe goldene Regeln
… sofern sie mir sinnvoll erscheinen. Sie sind ein gutes Gerüst. Vor allem am Anfang erleichtern sie den Einstieg.
Aber sie dürfen einen nicht knebeln. Wenn ich vor lauter Vorgaben nicht mehr frei heraus schreiben kann und jeden Satz oder Aufbau auf seine Regelkonformität prüfen muss, und überhaupt den Eindruck habe, dass ich dadurch in eine mir wesensfremde Form gepresst werde, dann … ja, dann passen diese Regeln einfach nicht zu mir – und ich nehme mir das Recht, sie zu ignorieren.
Daher erlaube ich mir, diesen Blog auf meine Art zu schreiben, in der Hoffnung, dass er Ihnen trotzdem gefällt – am liebsten wäre mir natürlich: gerade deswegen!
Denn dieser Blog soll nicht nur mir beim Schreiben, sondern vor allem Ihnen beim Lesen Freude bereiten. Auch ohne dass wir per Du sind. ;-)
Was meinen Sie?
- War dieser Artikel für Sie zu lang oder zu kurz?
- Gehören Sie zu meiner „Zielgruppe“, ohne dass ich es weiß? Und wenn ja, warum?
- Würden Sie lieber geduzt werden? Wären wir uns dann näher?
Hinterlassen Sie gerne einen Kommentar, ob unter diesem Artikel, per E-Mail oder auf Facebook oder Instagram.
Ich bin gespannt!
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